Einfluss der Raumakustik beim Blechblasen

Akustische Zusammenhänge

Wer ein Blechblasinstrument spielt, sollte auch über akustische Zusammenhänge informiert sein, die einem das ohnehin schon oft anstrengende Leben als Blechbläser verständlicher machen, erleichtern können oder gelegentlich auch die Frage ersparen können: Warum etwas "heute" nicht so gut klappt wie "gestern", ohne das es an der Form des Blechbläsers liegt.
Ich kann mich noch an alte Filme erinnern, die zu Zeiten gedreht wurden als unsere Hörgeräteakustik noch nicht so weit fortgeschritten war, um Schwerhörige mit den heute verwendeten elektronischen Hörgeräten zu versorgen. Darum verwendete man "Hörrohre".
Diese waren in gewisser Weise ähnlich wie Blechblasinstrumente: Ein Rohr mit einem Trichter dran. Es ist klar, ein Trichter, wie bei den Blechblasinstrumenten ist nicht nur sehr gut geeignet um Schallwellen abzugeben, sondern wie bei den alten Hörgeräten, "Hörrohren", auch gut geeignet um Schallwellen aufzufangen.

Problem mit der Akustik

Damit kommen wir schon zum ersten Problem für Blechbläser: Der Trichter von einem Blechblasinstrument gibt nicht nur Schallwellen ab, er fängt welche auf. Das nächste daraus resultierende Problem ist:  Der Trichter fängt nicht nur Schallwellen auf, die er selber abgegeben hat, auch alle sonstigen Schallwellen jeglicher Schallquellen, die im Raum gegenwärtig sind, werden vom Trichter aufgefangen.
Die eigenen Schallwellen sind nicht unbedingt als störend zu betrachten, haben sie doch sogar eher eine positive Wirkung, da sie quasi als Verstärkung auf die Schallquelle, die wie es den meisten bekannt sein dürfte beim Blechblasinstrument die Lippen sind, wirken. Schauen wir uns doch, um das ganze etwas einfacher zu gestalten und genauer auszuführen, einmal verschiedene Möglichkeiten an und versuchen auf einfache Weise zu analysieren was passiert. 
Befindet sich ein Blechbläser alleine in einem Raum, gibt es folgende Möglichkeiten: 
Der Blechbläser bläst in sein Instrument, die Lippen (Schallquelle) beginnen zu schwingen und erzeugen einen Ton (Schallwellen). Diese Schallwellen schwingen  im Instrument und verlassen das Instrument, wenn auch nur zu einem Teil und verteilen sich im Raum.
Nun hängt es von der akustischen Beschaffenheit des Raumes ab, wie viel von den  ausgesandten Schallwellen geschluckt (absorbiert) werden und wie viel zurückgeworfen werden. Einfluss darauf haben die Beschaffenheit des Raumes, z.B. ob der Raum Teppichboden oder Fliesen, Parkett usw. hat, ob Gardinen oder Gegenstände im Raum sind die Schall absorbieren.

Schallabsorption

Glatte Oberflächen reflektieren den Schall, strukturierte Oberflächen absorbieren den Schall. Je nach Struktur der Oberfläche können auch verschiedene Frequenzen mehr oder weniger stark absorbiert werden, das heißt ein Raum kann sehr hell (tiefe Frequenzen werden absorbiert), oder sehr dunkel klingen (hohe Frequenzen werden absorbiert). Auf die ganzen Einzelheiten der Raumakustik möchte ich jedoch nicht eingehen, das Thema ist sehr komplex und kompliziert, wir entfernen uns dann auch zu weit vom eigentlichen Thema. Zurück zum Blechblasen.
Nehmen wir einmal an, es werden die meisten Schallwellen absorbiert (eine völlige Absorption gibt es nicht), dann werden nicht sehr viele Schallwellen zurückgeworfen und somit treten wenige Wellen in den Trichter ein, um mit der stehenden Welle im Instrument zu verschmelzen und durch das Instrument auch auf die Schallwelle zu wirken. Also wird die Schallquelle (Lippen) nicht besonders beeinflusst, bei ihrer Tätigkeit zu schwingen nicht gestört und nicht unterstützt. In diesem Fall hat der Spieler das Gefühl mehr "Arbeiten" zu müssen, wie es zum Beispiel in einem Musikstudio der Fall ist.
Es kann dann sein, das man sich schneller abgeblasen fühlt, mehr "rein blasen" muss. Das gleiche Gefühl hat man auch wenn man im Freien spielt, da es keine Reflektion gibt. Umgekehrt verhält es sich, wenn man in einem eher halligen Raum spielt. Da hier viele Schallwellen vom Raum (Wänden, Boden) zurückgeworfen werden, treffen diese Wellen durch den Trichter auf die stehende Welle im Instrument. Diese wird dadurch verstärkt und trifft auf die schwingungsquelle Lippe und unterstützen diese bei Ihrer Schwingung. Das Spielen fällt leichter, hohe Töne sind besser zu treffen, man hat das Gefühl, man braucht nicht so viel zu "Arbeiten".

Weitere Schallquellen

Nun kommen wir zu der nächsten Möglichkeit, denn Blechbläser spielen ja nicht nur alleine sondern auch gerne mit anderen Instrumenten zusammen. Sind in einem Raum weitere Schallquellen, so fängt der Trichter auch jeglichen Ton oder Geräusch auf und leitet diese durch das Instrument an die Lippen weiter. Das kann die unterschiedlichsten Auswirkungen haben, sind z. B. weitere Blechbläser die Schallquellen, so kann ein sauber gespielter Akkord unterstützend wirken, ein unsauber intonierter Akkord die eigene Schallquelle in ihrer Schwingung behindern. Das gilt natürlich für das Zusammenspiel aller Instrumente. Besonders störend können Schallquellen sein, die verzerrte oder mit Effekten belegte Töne hervorbringen, dazu zählen insbesondere Gitarren oder Synthesizer. Auch Schlagzeuge können als störende Schallquelle wirken.
Natürlich muss man mit allen möglichen Instrumenten zusammen spielen und so auch ständig gegen eventuelle störende Schallwellen "ankämpfen". Man muss nur wissen welchen Grund das anstrengendere Spielen hat. Dann weiß man eventuelle eigene auftretende Schwächen auch besser einzuschätzen. Wenn man in einem Raum übt der gut reflektiert, fällt das Spielen leichter. Hat man dann eine Probe oder einen Auftritt in einem Raum der gut absorbiert, muss man wissen, das es dann anstrengender ist und darf nicht die Probleme bei sich suchen. Natürlich sollte man nicht immer die Fehler am Raum suchen, wenn man einmal schlechter spielt.

Tipps für Blechbläser bei Konzerten und Auftritten

Ich habe immer ganz gerne im Schlagzeugraum der Musikschule geübt, das war extrem anstrengend, da der Raum sehr gut isoliert war und somit fast nichts reflektierte. Beim ersten Mal dachte ich was ist denn jetzt los, wieso bin ich so schlecht drauf, denn ich musste mich unglaublich anstrengend um so zu spielen wie sonst. Dann erst wurde mir bewusst, dass es ausschließlich am Raum lag. Ich empfand es dann als Herausforderung in diesem Raum zu üben und meinen Körper besonders zu fordern. 
 Für Konzert oder Auftritt würde ich folgende Tipps geben:
 
-Spielt man mit Monitorbox sollte man darauf achten welche Instrumente auf der Box sind, keine Gitarren, Sänger oder Schlagzeug. Denn die Monitorboxen strahlen direkt auf den Trichter.
 
-Wenn man bei einem Liveauftritt eine Plexiglasscheibe um das Mikro hat, hilft diese sich selber besser zu hören und der reflektierte Schall hilft beim Spielen.
 
-Schlechte Erfahrungen habe ich gemacht wenn Gitarrenboxen auf die Trompete gerichtet waren. Spielt der Gitarrist mit verzerrtem Gitarrensound, dann rasten Töne manchmal gar nicht ein.

In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg beim Musizieren!

Euer