Die Stimmungen der Trompeteninstrumente

Tipps und Tricks zur Wahl der geeigneten Transposition

In den deutschsprachigen Ländern machen junge Trompeter/innen ihre ersten Erfahrungen in der Regel auf der  B- Trompete. Oft weiß der Anfänger nicht, dass die Differenz zwischen gegriffenem Ton und klingender Note einen ganzen Ton beträgt. Ein notiertes und leer gegriffenes, eingestrichenes "c" klingt auf der B- Trompete einen Ganzton tiefer als ein kleines "b". Das leer gegriffene eingestrichene "c" einer A- Trompete klingt dementsprechend als ein kleines "a". In den U.S.A oder Frankreich findet der Einstieg in der Regel auf der C- Trompete statt. Hier entspricht der Klang der Notation.  

Wie kam es dazu?

Die sog. "Deutsche B- Trompete" mit Drehventilen wird bevorzugt in den deutschsprachigen Traditionsorchestern in Wien, Berlin oder Köln gespielt. Grund: sie verfolgen ein besonderes Klangideal. Die baulich bedingt verschiedenartige Luftführung  von Drehventil und Pumpventiltrompete  erklärt den Unterschied in Klang und Ansprache.

Während die Drehventiltrompete hauptsächlich im Orchester gespielt wird, wurde die Ventiltrompete bzw. das Kornett in B für die Sololiteratur des 19. Jahrhunderts verwendet. Moderne Kompositionen des 20. Jahrhunderts wurden immer häufiger in C notiert- das sog. Belcantospiel war aus der Mode gekommen, bzw. verpönt und man suchte den modernen, schlanken Sound einer C- Trompete. Diese Werke wurden schließlich für Trompete in C notiert. Es lohnt sich also in jedem Falle je eine B- und C- Trompete zu besitzen, denn nicht jede Tonart greift sich auf der B- Trompete gleich gut.

Die sogenannte "Kuhlo- Griffweise" der Posaunenchöre

In den Posaunenchören lernt der Musiknachwuchs von Beginn an die transponierende Griffweise in C, genannt "Kuhlo- Griffweise", die die geschriebene Note mit ihrem effektiven Klang übereinstimmen ließ: ein c"˜ wurde 1/3  gegriffen, d"˜ 1/2, e"˜ 2 usw. Notiertes C- Dur klang effektiv als C- Dur, während alle übrigen "weltlichen" Trompetenanfänger das C mit "0" greifen und damit ein klingendes "b" spielen: notiertes C- Dur klingt B- Dur. Es gibt vielerlei Begründungen für diesen Zwiespalt. Tatsache ist jedoch, dass es für Nicht- Posaunenchorbläser einfacher ist, in C zu transponieren und in Posaunenchören mit zu spielen, anstatt umgekehrt. However: ich bin der festen Überzeugung, dass der tiefe Sinn der Musik darin liegt, Menschen zu verbinden und Gemeinsamkeiten zu schaffen. Wie immer es auch dazu gekommen ist- die Trennung von geistlicher und weltlicher Musikwelt ist vom Grundsatz nicht erstrebenswert und heutzutage nicht begründbar. Bleibt zu hoffen, dass die Posaunenchöre neben der C- Stimmung ihrem Nachwuchs auch die anderen benötigten Stimmungen nahe bringen, um damit Grenzlinien zu überwinden.

Zur Geschichte der Stimmungen

B-, C-, D/Es-, Hoch G-, Hoch A/B- Trompete: wie kam es nur zu all diesen Stimmungen- und vor allen Dingen- muss das sein? Zur Erklärung gehen wir "back to the roots".
Weit vor J. S. Bachs wohltemperierter Stimmung spielten unsere Vorfahren auf Naturtrompeten, aus denen sich im 19. Jahrhundert die langen Ventiltrompeten in A, B, C, D, Es, E, F, G und As entwickelten, die je nach Tonart durch kleine Stimmbögen auf die erforderliche Stimmung verlängert wurden.

Wie bei den Hörnern und Pauken wurden die Trompetenstimmen ohne Tonartvorzeichnung in C- Dur notiert, jedoch mit Hinweis auf die Stimmung der Trompete. Erst Bachs Temperierung der Stimmung erlaubte es, dass mit einem Instrument mehrere verschiedene Stimmungen und Tonarten in einem Stück gespielt werden konnten, was den Wechsel der Stimmung erforderlich machte.

Im 19. Jahrhundert wurde gerne die Tief-F-Trompete herangezogen wegen ihres sonoren Klanges, weshalb viele Werke, wie z.B. Gustav Mahlers in der F- Stimmung stehen. Wir sehen hier einen direkten Zusammenhang zwischen Instrumentenbau und Komposition.

Beispiel: stand ein Werk in F- Dur, so wurde die Partitur folgendermaßen notiert: C- Instrumente wie z. B. Streicher spielten F- Dur und klangen entsprechend in F. Die Ventiltrompeten jedoch stimmten ihre Instrumente per Stimmbogen auf F- Stimmung um und spielten aus notierten C- Dur- Stimmen- eine Trompete in F produziert ein klingendes F, wenn ein C geschrieben steht. Und exakt hier liegt der Grund für die Differenz zwischen Notation und effektivem Klang. Die Umstimmung des kompletten Instrumentes auf die jeweils notwendige Grundtonart des Werkes war notwendig.

Im Opernwerk Richard Wagners sind verschiedene Stimmungen für Trompete die Regel. Es kommt vor, dass der komplette Trompetensatz gleichzeitig in unterschiedlichen Transpositionen spielt. Grund: Wagners atemberaubende Variation der Tonalität, siehe "Tristan und Isolde".
Beispiel: Lohengrin von Richard Wagner, III Akt, 3. Szene, Bühnenmusik:

Der Komponist notierte die Grundstimmung der Tonart in die Trompetenstimme, was für den Trompeter einen Stimmbogenwechsel bedeutete. Exakt diese Angaben stehen noch heute in den Orchesterstimmen notiert, was bedeutet, dass die notierte Tonart der Trompetenstimme nicht mit der Haupttonart übereinstimmt. Wir Trompeter müssen transponieren.

Die Erfindung der Ventile und ihre Konsequenzen für die Transpositionen

Heutzutage wird hauptsächlich auf einer Trompete in einer Stimmung gespielt- vorzugsweis mit B- oder C- Trompete. Die Literatur des 19. Jahrhunderts bedient sich weiterhin der Transpositionsangaben. Neben dem blastechnischen Know-how benötigen wir also zusätzlich ein transpositorisches Können, dass möglichst simultan abgerufen werden kann- wie beim simultanen Übersetzen von Sprachen. Dies setzt Konzentration und Übung voraus. Nicht jeder möchte und kann dies leisten, was manchen Trompeter dazu nötigt, komplette Stimmen um zu schreiben. Ich selbst bin nicht bereit dies zu tun-also muss ich transponieren können.
Welche Trompetenstimmung zu welcher Transposition bei welcher Tonart
Die Auswahl der Trompetenstimmung, passend zum Werk ist eine wichtige Überlegung vor dem Werkstudium. Hier muss strategisch überlegt werden, mit welcher Trompetenstimmung ich welche Tonart greifen muss, um die klingende Tonart effektiv spielen zu können. Dabei bevorzugen wir Trompeter Tonarten, die keine ungelenken Griffe benötigen, wie z. B. Cis- Dur, H- Dur, E- oder As- Dur.

Zur Übung

Beispiel: Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner, III Akt, 4. Szene, Bühnenmusik:
Das Trompetenthema steht in D, E, F, und C. Die Notation ist stets C- Dur, doch da sich die Grundtonart im Orchester ändert, ändert sich hier nur die Transposition.
Beispiel 1 in E: wir spielen eine B- Trompete. C- Dur ist notiert, Transposition in E.

Die B- Stimmung liegt drei Ganztöne, also ein Tritonus tiefer als die E- Stimmung- also müssen wir drei Ganztöne höher transponieren. Aus dem Ton c wird fis- und aus C- Dur wird Fis- Dur. Fis- Dur auf der B- Trompete klingt einen Ton tiefer= E- Dur (cis, fis, ais, cis...).
Beispiel 2 in D: B- Trompete nach D- Stimmung= große Terz höher transponieren. Notiertes C- Dur wird E- Dur gegriffen (h, e, gis, h...). E- Dur auf der Trompete klingt tatsächlich D- Dur. U.s.w.
 

Barocke Werke

Das als lustig und kriegerisch charakterisierte D- Dur der Barockliteratur ist zurück zu führen auf den Einsatz der Trompeten. Schon J. E. Altenburg bekannte, dass die D- Trompete am leichtesten zu spielen sei, womit sich eine kompositorische Verbindung herstellen lässt. Barocke Werke mit Trompete standen zumeist in D- Dur. Heute empfiehlt sich hierfür die von Adolf Scherbaum entwickelte Hoch- B-/ A- Trompete. Die Bezeichnung "Hoch" bedeutet, dass dieses Instrument über der C- Stimmung steht. Die Hoch-B/A- Trompete steht also eine Oktave über der normalen B- bzw. A- Stimmung. Müssen wir in barockem D- Dur spielen, so muss ich mit der Hoch- A- Trompete entweder eine Quinte tiefer (a- d), oder eine Quarte höher (a-d) transponieren und dann eine Oktave tiefer transponieren. Bei einer C- Stimme verfahre ich ähnlich: mit einer Hoch- G- Trompete transponiere ich eine Quarte hoch und eine Oktave herunter. Damit habe ich stets die gleiche Verfahrensweise bei verschiedenen Instrumenten. Transpositionen kommen immer wieder vor, weshalb ich dazu rate, bereits im Anfängerunterricht die C- Transposition zu üben und dann später das Transponieren zu vertiefen. Es ist wie bei den Sprachen: die Praxis bringt den Erfolg. Fangen Sie damit an- besser heute als später.

Viel Erfolg!