Zunächst einmal ist das Stimmen des Saxophons eine relativ simple Angelegenheit und ist in jeder guten Saxophonschule beschrieben:
Stecken (oder drehen) wir das Mundstück so weit wie möglich auf den S-Bogen auf, ist das Saxophon sehr hoch eingestimmt - stecken wir das Mundstück nur ein klein wenig auf den S-Bogen auf (so, dass der größte Teil von dem Kork des S-Bogens noch sichtbar ist), dann ist das Saxophon relativ niedrig eingestimmt.
In der Regel stimmt man dann sein Saxophon vor einer Probe oder vor einem Konzert mit irgendeinem Stimmton ein, unter Klassikern ist das meistens ein klingendes A, unter Jazzmusikern und auch im Musikverein in der Regel ein klingendes B (gemeint ist das deutsche B, also international ein Bb).
Soweit ist das Thema ja relativ simpel, aber im Detail fangen hier die Herausforderungen eigentlich erst an und auf einige davon möchte ich in diesem Artikel zu sprechen kommen.
Stimmton (klingend): a
Altsaxofon (gegriffen): fis
Tenorsaxofon (gegriffen): h
Stimmton (klingend): b
Altsaxofon (gegriffen): g
Tenorsaxofon (gegriffen): c
Ich möchte dir hier ein paar einfache aber wichtige Tipps vorstellen, mit denen du das Einstimmen optimieren kannst:
Unerfahrene Saxophonisten haben zunächst einmal Schwierigkeiten überhaupt zu hören, ob sie beim Einstimmen zum Stimmton zu hoch oder zu tief sind. Dieses Problem legt sich aber normalerweise mit etwas Routine von selbst.
Am Anfang hört man vielleicht nur, dass man selbst "irgendwie schief" klingt, aber mit zunehmender Erfahrung und Spielpraxis wird das eigene Gehör da immer mehr geschult. Deshalb empfehle ich den Saxophonisten, "die nix hören": immer am Ball zu bleiben, jeden Tag das Intonieren zu "üben" und meistens klappt es dann irgendwann auch.
Aber es gibt noch einige weitere Tipps zum Einstimmen: ich selber spiele beim Stimmen nie gleichzeitig zum Stimmton mit, sondern immer und mehrmals abwechselnd mit dem Stimmton. Oft hört man dadurch die feinen Unterschiede im Tuning deutlicher, als wenn man zum Stimmton mitspielt, dabei hört, dass es irgendwie "schräg" klingt, aber nicht genau definieren kann, woran es liegt.
Dabei sollte man versuchen, den Ton "vorauszuhören". Was ist damit gemeint? Du hörst den Stimmton und kurz bevor du deinen eigenen Ton spielst, stellst du dir vor, wie der Ton auf deinem Saxophon klingen soll.
Stimmt dann der tatsächlich gespielte Ton mit dem vorher schon innerlich gehörten Ton überein, dann ist dein Saxophon richtig intoniert, wenn nicht, hast du durch das "Voraushören" oft ein feineres Gespür, ob du zu hoch oder zu tief bist
"Hoch" und "tief" sind unsere deutschen Bezeichnungen. Interessant sind aber auch die amerikanischen Bezeichnungen, die uns besonders beim "Feintuning" unseres Saxophons helfen können. Im Englischen spricht man von "sharp", was soviel bedeutet wie "scharf", "spitz" oder "grell" und "flat", was man mit "flach" oder "matt" übersetzen könnte.
Viele Saxophonisten kommen beim Einstimmen mit diesen Begriffen viel besser klar. Sie hören zwar, dass es irgendwie nicht stimmt, können aber nicht genau sagen, ob ihr Sax zu hoch oder zu tief ist, haben aber irgendwie das Gefühl, dass das Saxophon etwas "flach" und "matt" klingt: BINGO, wahrscheinlich ist es ein kleines bisschen zu tief - oder es klingt irgendwie "spitz" und "grell": VOILà, wahrscheinlich ist das Sax zu hoch.
Nun kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt, den ich immer wieder in Big Bands und in Musikvereinen erlebe: viele unerfahrene Musiker blasen ihr Saxophon beim Einstimmen vollkommen anders an, als nachher beim Spielen! Da höre ich immer wieder, dass Saxophonisten beim Einspielen und Stimmen ganz leise und "schüchtern" blasen, vielleicht weil das der Moment ist, wo sie auch von den anderen Orchestermitgliedern gehört werden können. Geht dann die Probe oder das Konzert los, und man kann sich schön innerhalb des ganzen anderen "Gebläses" verstecken, spielen sie dann wesentlich lauter und "befreiter" und haben dabei dann oft einen vollkommen anderen Ansatz und damit verbunden auch eine andere Intonation. Also mein Tipp: beim Einstimmen möglichst genauso blasen, wie man es später bei der Probe oder beim Konzert auch machen wird.
Um deine Intonation noch weiter zu verbessern, will ich dir hier ein paar sehr coole Übungen zeigen. Beim Intonieren deines Saxophons geht es ja immer sehr stark um das Hören, also darum, dass du dir selber zuhörst und deine Intonation ständig kontrollierst (wenn man das eine zeitlang bewusst übt und beim Spielen praktiziert, macht man das irgendwann ganz automatisch und muss nicht mehr besonders darauf achten). Deshalb übt man immer Tonfolgen, die man mit dem Ohr gut nachvollziehen kann: zum Beispiel Quarten (die kennt man sehr genau durch das Martinshorn), gebrochene Akkorde (hier hört man meistens sehr gut, ob ein Akkord "schräg klingt), sowie Oktaven, die ein sehr gutes Ansatztraining für die verschiedenen Lagen des Saxophons sind. Los geht´s:
Ich habe dir hier mehrere Intonationsübungen aufnotiert, du solltest aber natürlich nicht alle davon hintereinander spielen. Such dir eine davon aus, spiele sie mehrere Tage lang als tägliches Warm Up und wechsle dann nach einigen Tage zur nächsten Übung. In dieser Form könntest du jeden Tag einige Minuten lang deine Intonation trainieren. Spiele die Übungen immer langsam und bewusst und höre dir dabei genau zu. Auch bei diesen Übungen ist es sehr hilfreich, wenn du die Töne "voraus hörst", wie ich dir das oben schon beschrieben habe.
In der zweiten Übung spielen wir Arpeggien, also gebrochene Akkorde. Für den Fall, dass du womöglich mit Akkorden noch nicht so vertraut bist, habe ich sie hier in den ersten Zeilen einmal in alle Tonarten aufnotiert. Wenn du in der Lage bist, all diese Akkorde auswendig zu spielen, hilft dir das auch sehr im Verständnis vieler musiktheoretischer Fragen. Spiele auch diese Übung langsam.
Wir bleiben bei den Arpeggien, spielen aber nun auch den Grundton in der oberen Oktav mit. Dies ist eine sehr gute Übung für das Spiel in den unterschiedlichen Lagen. Im nächsten Teil unseres "Feintuning - Workshops" werde ich dir ein paar wichtige Hinweise und Tipps geben zu Wetter- und Temperatur- bedingten Verstimmungen, bautechnische Besonderheiten und leichte Verstimmungen durch das Warmblasen. Außerdem gibt es dann ein paar sehr spannende Übungen, die du mit Playbacks spielen kannst.
Bis dahin wünsche ich dir viel Spaß beim SAXXXEN,
Dirko Juchem