Liebe Posaunistin, lieber Posaunist,
meine Ausführungen, Tipps und Ratschläge für Dich erheben keinen Anspruch auf absolute Allgemeingültigkeit, aber meine mehr als 25 Jahre Erfahrung im "Business" möchte ich gern an Dich weitergeben. Daher ist auch eine kritische Distanz zu sich und dem eigenen Tun für mich der Anfang aller Professionalität.
Tipp 1:
Tue das, was Du kannst mit ganzer Kraft und lasse (von der Bühne) konsequent das weg, was Du (vielleicht noch) nicht beherrschst.
Musiker haben ja weit verbreitet ein "cooles" Image. Lässige Typen, die vieles nicht so eng sehen. Zu spät zum Gig kommen z.B. ist für mich aber nicht cool, sondern unprofessionell. Unpassend gekleidet sein, ist für mich nicht lässig, sondern unprofessionell. Du spielst Posaune in einer Punkband? Klasse, dann geh zum Gig besser nicht in Schlips und Anzug! Das wäre dann nämlich genauso fehl am Platze.
Tipp 2:
Denke einmal über Dein Erscheinungsbild und die passende Berufskleidung nach.
Wenn Du Dir klar darüber bist, welche musikalische Richtung Du einschlagen willst, hast Du die wichtigste Entscheidung bereits getroffen.
Tipp 3:
Ein Weg entsteht, indem Du ihn gehst.
Glaube an Dich, gehe unbeirrt Deinen Weg, dann wirst Du Dein Ziel auch erreichen!
Was unterscheidet ein Profiinstrument von einer Schülerposaune? Und warum muss ich so viel Geld für ein Instrument ausgeben? Lohnt sich das überhaupt?
Eine Einsteiger- Posaune soll leicht ansprechen, damit der Schüler schnelle Lernerfolge erzielt. Eine Profi- Posaune wird auf den optimalen Klang hin entwickelt. Um aus einem solchen Instrument alle Klangfarben heraus zu holen, bedarf es schon einer ausgereiften Atem- und Ansatztechnik, denn die Ansprache ist meist schwerer, als bei einem Schülerinstrument.
TIPP 4:
Wenn Du unsicher bist, welches Instrument du kaufen sollst, frag Deinen Lehrer, ob er mit zum Fachhändler kommt. Eine professionelle Posaune kauft man nicht im Internet!
Ähnliches wie für das Instrument, gilt auch für die Wahl des richtigen Mundstückes. Das Mundstück, das für den einen perfekt ist, kann für Dich völlig falsch und sogar schlecht sein. Wirf´ also kein Geld zum Fenster hinaus. Ein paar Dinge gelten aber immer: je enger und flacher ein Kessel, desto leichter kommst Du in die Höhe- aber Deine Soundqualität nimmt rapide ab. Je tiefer und weiter ein Kessel, desto voller und satter Dein Sound- aber Du musst fleißiger an der Höhe arbeiten.
Ausführliche Informationen zu Ansatz- und Atemtechnik findest du in den anderen Profitipps und in den Workshops von Paul Schütt (Dozent für tiefes Blech).
TIPP 5:
Experimentiere und spiele einmal mit verschiedenen Stellungen von Zunge, Wangen und Kehlkopf. Du wirst erstaunt sein, wie viele unterschiedliche Klänge Du erreichen kannst.
Position des Zug-Arms
Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, den rechten Arm ca. zwischen dem 2. Und 3. Platz in Grundstellung zu bringen. Das hat folgende Vorteile: ich brauche, um die Plätze 1 bis 4 zu erreichen, quasi nur die Hand zu bewegen.
Viel weniger Masse- und das Handgelenk als solches können wir viel schneller bewegen, als den ganzen Arm. ;
Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass wir die Positionen 1 bis 4 ganz prima treffen, 4 bis 7 dagegen nicht so? Das hängt mit dem Winkel zusammen, aus dem wir auf den Zug schauen. Da wir nicht senkrecht auf den Zug herab sehen können, erscheint ein Phänomen, das wir Parallaxen- Fehler, oder Parallaxen- Verschiebung nennen.Glücklicherweise lassen sich unsere Ohren nicht so leicht täuschen. Als selbstkritische Profis hören wir uns ja ohnehin selbst aufmerksam zu ;-) Das kleine "Bb" liegt auf dem ersten Zugplatz. Das "D" als nächst höherer Ton der Naturtonreihe auch. Wenn wir das "D" spielen und bis auf die 5. Zugposition ausziehen, haben wir auch das kleine "Bb". Also haben wir da zwei Töne, die wir miteinander vergleichen können.
6. Platz: dort finden wir ebenfalls ein "F"- genauso wie auf dem ersten Platz. Prima Kontrolle. Bei Platz 7 funktioniert das leider nicht. Oder Du hast vielleicht das "absolute Gehör" und hörst absolut nichts ;-)
Dann kann eine andere, bei vielen Musikern wenig bekannte, Methode die Zuhilfenahme eines Stimmgerätes sein! Das lässt sich nämlich nie täuschen.
Im zweiten Teil von "Professionell(er) Posaune spielen" werde ich detaillierter auf die alternativen Zugpositionen sowie auf Lippen- und Zungenübungen eingehen. Ich hoffe Dir hiermit ein paar Anregungen gegeben zu haben, Dir über Dein Spiel bewusster zu werden.
Ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg auf Deinem Weg zum professionelleren Posaunenspiel!