Ein schönes Kompliment, das ein Bläser gerne bekommt, heißt: „Du hast einen guten Sound“.
Eine gute Spieltechnik ist eine der Voraussetzungen, die ein Instrumentalist mitbringen muss, aber die beste Technik ist wirkungslos ohne einen „guten“ Ton. Es gibt sehr viele Übungen, um die Tonbildung zu stärken oder weiter zu entwickeln. Es gibt aber auch einige
musikalische Gründe diese ideale Tonvorstellung zu durchkreuzen. Als Dämpfer zählen alle Objekte, die in den Trichter eingeführt (gestopft) werden können. Die große Vielfalt an Dämpfern, die heute in der modernen Musik zum Einsatz kommen, gibt es in den verschiedensten Bauweisen und Materialien. Dieser Workshop beschäftigt sich mit den wichtigsten analogen „Klangveränderern“.
Die Bezeichnung „mit Dämpfer“, ital. „con. Sordino“ oder engl. „to Mute“ meint in erster Linie den Spitz- oder Straight-Dämpfer und ist ohne Zusatzbezeichnung eine ungenaue Angabe. Die Auswahl der Modelle geht von Spitz- (Straight), über Harmon-, Cup- oder Bucket- (Velveton), Practice- (Übungsdämpfer) bis zum Plunger-Dämpfer (Bild 1 weiß), mit dem wir uns als erstes beschäftigen werden. Die Namensgebung für den „Plunger“ sowie die Modellauswahl scheint fast unbegrenzt. Den Weltruhm hat der Plunger allerdings nicht als Dämpfer für Blechblasinstrumente erlangt, sondern als „letzte Rettung“ in seiner Eigenschaft als (toilet plunger) Toilettensauger (Bild 1 rot)
Ein sehr bekanntes Thema das mit dem Plunger-Dämpfer gespielt wird ist das Anfangsmotiv von „Tuxedo Junktion“ von Erskine Hawkine und William Johnson aus dem Jahr 1939. Der Titel ist nach einer Eisenbahn-Verbindung in Alabama benannt. Das Motiv „bubapbu-bap“ steht in den Posaunen und besteht aus einer Klangänderung von verdeckt nach offen. Im Notenbild steht für das „bu“ über der Note ein Pluszeichen (+) und das „bap“ hat über der Note den Buchstaben „o“. Das Pluszeichen über der Note heißt übersetzt „geschlossen/verdeckt“ (closet). Das „o“ steht für „offen„ (open). Der Plunger ist ein Spezialdämpfer ausschließlich für Blechblasinstrumente.
Der Plunger-Dämpfer ist auf jeden Fall der Hand vorzuziehen, da er eine größere Fläche vom Trichter verdeckt und daher den Effekt intensiviert. Eine ähnliche Klangänderung kann durch die Vorgabe „in Stand“ erzielt werden. Der Spieler geht mit dem Schalltrichter dicht an den Notenständer und spielt direkt gegen das Notenblatt. Die beiden Klangänderungen sind für den Zuhörer sehr ähnlich. Leider spielen viele Posaunisten immer direkt auf ihr Notenblatt und haben dadurch ständig diesen Effekt. Die Lösung wäre das Instrument über den Notenständer zu heben, oder seitlich am Ständer vorbei zu spielen.
Beim Spielen mit dem Plunger liegt der Trichter auf dem Handballen und die Hand kann die Bewegungen des Dämpfers dann sehr einfach ausführen (Bild 2). Früher gab es auch noch einen „Hut“ auf einem Ständer, in dem zur Abwechslung, mit dem fast gleichen Effekt wie oben, hineingeblasen werden konnte. Der Hut hat die Form eines Bowler-Huts, auch bekannt als „Melone“, den es in verschiedenen festen Materialien (meist Metall) gab. Die Hutform ist benannt nach seinen Erfindern Thomas und William Bowler und tauchte zum ersten mal 1849 in London auf. Auch der Ausspruch „aus dem Hut spielen“ soll aus dieser Zeit, als die „Melone“ in den Band`s ihren Einsatz fand, stammen. Vermutlich wurden kleine Texte oder Noten oder was auch immer als Erinnerungshilfe in dem Hut platziert. Auf dem Bild 3 ist Harry James zu sehen, im Hintergrund ist ein Bowler-Hat-Dämpfer in weiß auf einem Ständer zu sehen.
Der Effekt vom Velvet-Mute ist ähnlich dem Pluszeichen (Trichter verdeckt) über der Note oder in einen „Bowler-Hat“ zu spielen. Die Besonderheit ist, der Velvet-Dämpfer wird fest an den Trichter montiert, hat eine lange Röhre die vorne zu ist und innen mit Samt (engl. Valvet) ausgeschlagen ist und so den besonderen Valvet-Sound produziert. Der Dämpfer ist für Hardrock-Musik völlig ungeeignet. Im Bereich Soft-Melody ist er aber ein Star. Bild 4
Das bekannteste Motiv mit dem Harmon Wow-Wow-Mute hat nur vier Töne und heißt „Sad Trombone“. Hier kommt beim Spiel mit diesem Dämpfer zusätzlich noch die Plus- (verdeckt) und offen- (o) Technik über dem Wow-Wow-Teil zum Einsatz. Aber ebenso bekannt ist der Sound von Miles Davis mit seiner ganz besonderen Stimmung, die er mit diesem Dämpfer erzeugt. Um den besonderen Klang zu erzeugen, muss allerdings das Wow-Wow-Teil herausgezogen werden. Die Stimmung am Instrument muss auch hier, wie bei jedem Dämpfer, nachjustiert werden. Auf dem Bild 5 sind zwei unterschiedliche Modelle zu sehen.
Der Spitzdämpfer ist vermutlich immer dann gemeint, wenn einfach nur „con Sordino“ „to Mute“ oder „mit Dämpfer“ als Angabe in den Noten steht. Auf dem Bild 6 sind zwei unterschiedliche Modelle zu sehen.
Der Cup-Mute (Bild 7) ist quasi ein Spitzdämpfer mit einer Tasse ähnlichen Abdeckung vorne.
Der Übungsdämpfer ist für dauerhaftes Üben eher weniger geeignet. Gedacht ist der Dämpfer um sich in Ruhezonen auf dem Instrument einzuspielen. Es gibt auch eine elektronische Variante mit Abnahmesystem und Kopfhörer zum Üben zu jeder Zeit und in jeder Umgebung.
So, jetzt werden alle Dämpfer wieder zur Seite gelegt und warten vermutlich oft wieder über Jahre auf einen Einsatz und jeder kann wieder an seinem eigenen „guten Sound“ arbeiten.